Es ist ja üblich, nach 100 Tagen eine 1. Bilanz zu ziehen. Wir haben dem neuen Vorsitzenden Frank Rosbund angesichts der vielfältigen und schwierigen Aufgaben eine längere Schonfrist gegeben…
F: Zunächst nochmals für alle, die nicht auf der Mitgliederversammlung waren oder die damalige Vorstellung schon vergessen haben. Es ist ja ausgesprochen ungewöhnlich, dass jemand den Vorsitz des zweitgrößten Bonner Vereins übernimmt, der noch etwas mit Hockey oder Tennis oder Rugby zu tun hatte. Vielleicht nochmals die Gründe??
A: Eine Aufgabe, die deswegen besonders reizt. Allerdings habe ich selbst Tennis gespielt und Hockey in der Halle unterrichtet. Als solches sind mir die Sportarten nicht fremd. Die Herausforderung ist aber letztlich nicht der Sport, dafür sind ja in erster Linie die Obmänner/frauen zuständig, sondern die Förderung des Kommunikationsflusses zwischen den unterschiedlichen Interessen der Abteilungen. Eine besondere Aufgabe anbetracht sehr unterschiedlicher Interessen.
F: Hattest Du den Arbeitsaufwand so erwartet??
A: Welcher Arbeitsaufwand? Erwartet habe ich zu allererst Eigenverantwortung in den Abteilungen und klare Vorstellungen der sportlichen Entwicklungen der Abteilungen in Verbindung mit den langfristigen Investitionszielen. Welchen Anteil ich daran habe, konnte ich mir noch nicht so richtig vorstellen. So allmählich dämmert es mir, dass meine Erwartungen ein wenig zu hoch gesteckt sind und es treten erste Befürchtungen auf, ob ich den Ansprüchen Genüge tun kann. Angetreten bin ich mit dem klaren Bekenntnis, die Verantwortung in den Abteilungen zu stärken und zu unterstützen. Das bleibt weiterhin mein Ziel und dafür stehe ich.
F: Befürchtungen, ob ich den Ansprüchen Genüge tun kann..‘ – bei Dir selbst oder anderen…???
A: Ansprüche habe ich an mich selbst. Ich bin ja sozusagen als Außenseiter angetreten und habe vorgegeben, dass ich unbelastet und unvoreingenommen handeln kann, da ich kein Kind der Vereinsgeschichte bin. Diesem Anspruch muss ich ja nun genügen oder?
F: Was hat Dich am meisten überrascht – positiv wie negativ??
A: Positiv das enorme Engagement in Bezug auf die Nachwuchsarbeit, die Förderung von Kindern in den Abteilungen, das lebendige Vereinsleben auf dem Platz und das hohe Maß an ehrenamtlichen Einsatz. Negativ teilweise der Zustand Anlagen, die Anfälligkeit technischer Systeme und teilweise ästhetische Vernachlässigung der Anlage.
F: Die Jahre 2019 und 2020 dürften mitentscheidend für die Zukunft des BTHV sein – große Projekte wie Traglufthalle und neuer Kunstrasen und größere personelle Veränderungen wie neue Gastro und neuer Geschäftsführer müssen bewältigt werden. Sicher keine einfache Aufgabe….
A: Nach oben sind die Wünsche immer ohne Grenzen. Wenn wir diese beiden Großprojekte in den nächsten 1 1/2 Jahren stemmen, haben alle Beteiligten Außerordentliches geleistet. Es sind nicht nur die technischen und finanziellen Anforderungen, die den ganzen Einsatz des Vorstandes und Ehrenämtler*innen verlangen, sondern vor allem die Überwindung der Widerstände, geschuldet den gesetzlichen Regeln und Grenze
F: …und Gastro und Geschäftsführer – wie ist da der Stand der Dinge…??
A: Mit meinem Engagement im BTHV veränderten sich so einige Dinge. Die Vorstandsmitglieder für Verwaltung, Kommunikation und Mitgliederbetreuung traten zurück, Dotty verlängerte ihren Vertrag nicht und die Geschäftsstelle muss neu besetzt werden. Aber in einem lebendigen Verein, der ‚Nähe‘ als Markenkern finden sich viele Menschen, die bereit stehen, Aufgaben zu übernehmen. Der Vorstand Verwaltung ist seit Anfang August kompetent besetzt, kommende Woche haben wir eine neues Vorstandsmitglied für Events und Mitgliederbetreuung und der Bereich Kommunikation wird außerhalb des Vorstandes betreut. Die Gastronomie haben wir vereinsintern und in Immobilienportalen ausgeschrieben und auch schon eine ansehnliche Zahl von Bewerbungen erhalten. Diese Woche finden die ersten Auswahlgespräche statt und wir sind zuversichtlich, dass wir eine dem Verein zugewandte Nachfolge finden werden. Der Geschäftsführende Vorstand führt mit dem Vorstandsmitglied Verwaltung Anfang September Gespräche über die Anforderungen an einen zukünftigen Vereinsmanager und ich rechne damit, dass wir spätestens im Oktober die Stelle zur Bewerbung freigeben.
F: Für Dich vermutlich erstaunlich, dass in einem Verein mit vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern es ja eigentlich immer um das gleiche Ziel gehen sollte, persönliche Befindlichkeiten aber eine noch größere Rolle spielen.
A: Wenn Mensch zusammenkommen, müssen sie nicht immer die gleichen Ziele verfolgen. Wichtig ist, den Anspruch des anderen zu akzeptieren und vor allem respektvoll miteinander umzugehen. Das heißt nicht, immer gleicher Meinung zu sein, es verlangt aber das gemeinsame Ziel, den Verein voranzubringen, Kompromisse zu gestalten und ausgetretene Pfade zu verlassen. Hier gilt auch, dass die Sieben mal eine gerade Zahl ist.
F: Eigentlich, so das Wunschdenken, sollte es ja immer auf den Blick nach vorne gehen und weniger um die Aufarbeitung der Vergangenheit. Dein Blick nach vorne??
A: Aus Fehlern lernen! Deshalb auch den Blick schon mal in die Vergangenheit. Aber im Prinzip arbeiten wir zukunftsgewandt. Die anstehenden großen Projekte und der nötige Sanierungsbedarf verlangen von uns den Blick nach vorn. Stabilität und maßvolle Entwicklung, aber ohne das Ehrenamt und die finanzielle Basis des Vereins zu überfordern sind die Maxime unseres Handelns.
K.M.