Das 1. Interview der geplanten Serie findet mit Lauretta Amaka Ojiako statt – neue Spielerin der 1. Damen Hockey. Auch wenn etwas lang geworden, was an den vielen Fragen lag – sehr lesenswert
F: Vielleicht stellst Du Dich erstmal kurz vor – die meisten Mitglieder kennen Dich ja nicht – logisch.
A : Ja klar! Die meisten nennen mich einfach Laury, ich bin gerade 19 geworden, habe letztes Jahr mein Abitur gemacht und bin vor nun fast 2 Monaten für mein Studium von Hamburg nach Bonn gezogen.
Seit meinem dritten Lebensjahr spiele ich schon Hockey, wollte aber eigentlich immer Fußball spielen. Neben dem Hockey spielt meine Familie eine große Rolle in meinem Leben, und da auch meine Großeltern im Norden leben, ist mir die Entscheidung nicht leichtgefallen, „so weit weg“ von zuhause zu studieren.
Falls man mich manchmal im BTHV doppelt sieht, muss man sich zudem nicht wundern. Ich habe nämlich noch eine Zwillingsschwester, die immer mal wieder zu Besuch kommt.
F: Bei der Suche nach interessanten Interviewpartnern kam ich zwangsläufig auf Dich. Ich hoffe, die Frage ist nicht zu politically inkorrekt und vermutlich bist Du schon häufiger angesprochen worden: Lauretta Amaka Ojiako. Da scheint sich ja ganz viel in einem in Hockeykreisen noch ungewöhnlichen Namen zu verbergen?? Klärst Du uns auf??
A: Den Namen hört man tatsächlich nicht allzu oft. Wie man vielleicht vermuten kann, habe ich noch ausländische Wurzeln.
Ich selbst bin zwar gebürtige Hamburgerin, jedoch kommt mein Papa aus Nigeria. Daher hat er auch meinen zweiten Vornamen und unseren Nachnamen mitgebracht. Es sind beides Igbo-Namen, da meine nigerianische Familie zum Stamm der Igbo gehört. Ich selbst spreche leider kein Igbo, doch falls man eine genaue Übersetzung des Namens will, wird mein Vater stolz über die lange Geschichte dahinter berichten. Da mein Vater noch 8 Geschwister hat und ich allem in Nigeria über 50 Cousinen und Cousins, laufen zwar nicht in Deutschland, aber dafür überall anderes auf der Welt recht viel Ojiako´s herum.
Für meinen Vornamen war dann meine Mutti zuständig, und da sie ihren eigenen Namen immer langweilig fand, hat sie für ihre Kinder Italienisch ausgesucht. Meine Mutti ist jedoch keine Italienerin, sondern gebürtige Kielerin mit lediglich einer Vorliebe für italienische Namen.
F: Du kommst ja aus Hamburg. Ich bin ja selber bei Klipper aufgewachsen: so ein toller Verein. Neulich war eine Mutter mit den 1. Herren bei Klipper und berichtete, wie dort die Mitglieder sehr freundlich und entspannt waren. Dann die Anlage. Und überhaupt: Hamburgerin: zieht man da von einer Weltstadt in die Provinz??
A: Genau, der Klipper ist auch mein Heimatverein und war für mich immer wie ein zweites Zuhause. Da der BTHV aber eine ebenso schöne familiäre Gemeinschaft hat, habe ich mich auch sofort hier willkommen gefühlt.
Tatsächlich wurde ich nun auch schon in der Uni öfter verdatteter angeschaut, als ich erwähnte, dass ich aus Hamburg komme. Aber für uns Hamburger bzw. die meisten meiner Freunde ist es ganz normal zum Studieren in eine „Kleinstadt“ zu gehen.
Ich wusste schon, dass ich im Westen studieren will und als ich mir verschiedene Unistädte angeguckt habe, hatte ich in Bonn einfach das richtige Bauchgefühl und fand Bonn sogar sehr schön (natürlich alles relativ, wenn man aus der schönsten Stadt der Welt kommt ;) ).
F: Hast Du dich denn schon an das Rheinland und den Rheinländer einigermaßen gewöhnt?? Der Unterschied zu den Hamburgern ist ja gewaltig: weltoffen, freundlich und fröhlich; nicht im eigenen Saft schmoren und das leckere Kölsch. Einen Karnevalszug kann man sich in Wellingsbüttel auch nur schwer vorstellen und wäre wohl nur in der Hafenstr, möglich.
A: Die Mädels haben auf jeden Fall sichergestellt, dass ich den vollen Kulturschock bekomme. Kölsch geht jetzt schon nach den ersten Monaten runter wie Wasser und an Trinkspielen wie Bego gewöhne ich mich auch langsam.
Den Rheinländer fange ich nun auch allmählich an zu verstehen und vertraue der ehrlichen Freundlichkeit nun vollkommen, während ich gleichzeitig einen Sicherheitsabstand von den ambitionierten und leicht reizbaren Fahrradfahrern am Rhein halte.
Vor meinem ersten Karneval habe ich tatsächlich noch ein wenig Angst, bei uns in Wellingsbüttel gab es nämlich immer nur Fasching, was mir nun öfters bestätigt wurde, überhaupt nicht zu vergleichen sei.
F: Und warum der BTHV – bist Du denn gut aufgenommen worden oder müssen wir von oben eingreifen??
A: Sicherlich haben die schwer übersehbaren Clubfarben, lila und weiß, schnell meine Aufmerksamkeit erregt, aber am Ende haben mich das nette Trainerteam und die tolle Teamdynamik überzeugt.
Da ich mit Klipper auch schon gegen Bonn spielen durfte, wusste ich, dass es hier auch hockeytechnisch was zu lernen gibt. Am Ende fiel mir die Entscheidung also mehr als leicht. Dass es die richtige Entscheidung war, bestätigte sich schon schnell in den ersten Wochen. Die Mädels haben mich super aufgenommen und mir das Ankommen in Bonn auch neben dem Hockey erleichtert. Von oben darf also höchstens ein Lob kommen!
F: Gut, der Rheinländer ist auch geschwätzig – im Gegensatz zum Hamburger wiederum. Es wird erzählt, Du studierst Jura. Ist Dir nichts Spannendes wie Literaturwissenschaften oder Psychologie eingefallen??
A: Tatsächlich habe ich schon als Kind den Wunsch geäußert, Jura zu studieren. Über die Jahre wollte ich jedoch auch Lehramt, internationale Beziehungen oder Journalismus studieren, letztendlich hat mich Jura aber nie richtig losgelassen und mir war bewusst, ich muss es zumindest einmal ausprobieren, um sonst mit gutem Gewissen etwas anderes zu machen.
Langweilig finde ich es bis jetzt zum Glück gar nicht, aber das Studium ist ja noch lang. Jetzt, nach den ersten Wochen, wird mir auf jeden Fall bewusst, was alles die nächsten Jahre auf mich zukommt, aber ich freue mich! (noch).
F: Das klingt auch schwer nach Karriere. wie geht es nach Bonn weiter…??
A: Puhh, gute Frage. Erstmal möchte ich, die ersten Semester meistern und mich die nächsten Monate richtig in Bonn einleben. Viel weiter nach vorne plane ich noch gar nicht.
Ich freue mich jetzt erstmal auf die nächsten Jahre als Studentin und die kommenden Saisons mit den Mädels.
Bestimmt werde ich mir die Chance nicht nehmen lassen, irgendwann nochmal ein Auslandssemester zu machen und wahrscheinlich wird es mich schlussendlich wieder in den Norden, nach Hamburg ziehen. Aber das ist alles ja noch lange hin und Pläne ändern sich ja bekanntermaßen.
F: Was könnte man über Dich noch wissen, was auf den 1. Oder 2. Blick nicht zu erkennen ist
A: Auf den ersten Blick würde man mich wahrscheinlich als einen sehr energetischen Menschen wahrnehmen– was ich zu 30 % der Zeit auch bin.Aber eigentlich schlägt in mir ein altes Herz und ich verbringe meine Zeit neben dem Hockey gerne mit „Oma – Aktivitäten“.
Ob backen, kochen, lesen, stricken, Tee trinken oder Golf spielen, all dies mache ich tierisch gerne. Auch zu einer Partie Schach mit meinem Opa sage ich nie nein.
Ganz ausgereift sind meine Hobbys dann doch nicht, leider musste ich feststellen, dass Stricken und Wollsachen waschen zwei verschiedene Qualifikationen sind. Falls also jemand noch eine (etwas versteifte) gestrickte Jacke in Säuglingsgröße braucht, darf man sich gerne jederzeit bei mir melden. :)
Danke für das tolle Interview. Wenn Du später die Fragen einer RichterIn auch so gut beantwortest, ist eine Karriere als Juristin gesichert.
KaMi