Die PSB-Ziele sind noch lange nicht erreicht, sagt Kay Milner. Foto: Horst Müller
Die Stadt will endgültig auf die Einführung einer Sportstättennutzungsgebühr verzichten und ab 2013 die erfolgte Kürzung des Sportzuschusses um 300 000 Euro rückgängig machen. Sind die Forderungen der PSB damit erfüllt?
Kay Milner: Zunächst: Die Ankündigungen des Oberbürgermeisters sind sehr positiv von uns aufgenommen worden. Wenn er davon spricht, dass die Stadt in der Vergangenheit bei den Kürzungen im Sport über das Ziel hinausgeschossen sei, wenn er ganz offen Fehler einräumt und er unbürokratische Hilfe für Vereine verspricht, die durch diese Beschlüsse in Not gekommen sind, dann stellen wir fest, dass unsere Argumenten angekommen sind. Aber die Ankündigungen des OB sind natürlich erst Absichtserklärungen. Wir müssen abwarten, was letztlich der Rat beschließt.
Was ist denn für die PSB die wichtigste Ankündigung?
Milner: Der Verzicht auf Sportstättennutzungsgebühren und die Rückgängigmachung der Kürzungen der Fördergelder hören sich erst einmal gut an. Aber, und auch das muss man sehen: Der städtische Sportzuschuss wird dann 2013 nicht höher ausfallen, als er bereits 2010 war. Und auch vor 2010 war schon massiv im Sport gespart worden. Sehr wichtig sind für uns daher die Ankündigungen, die die Jahre ab 2014 betreffen.
Da schlägt der OB die Erhöhung der Sportförderung um weitere 500.000 Euro vor. Und, sofern der erhoffte Konsolidierungskurs der städtischen Finanzen Erfolg zeigt, ab 2015 eine nochmalige Erhöhung um 500.000 Euro.
Milner: Das muss man realistisch einschätzen. Wer weiß schon, wie die Haushaltssituation 2015 sind wird? Niemanden darf es wundern, wenn man das eher kritisch sieht. Insofern sind die Ziele der PSB noch lange nicht erreicht. An der städtischen Ausgabenverteilung vom Sport zur Kultur von zurzeit 1:6 muss weiter gearbeitet werden. Wir wollen langfristig auf ein Verhältnis von 2:5 kommen – eine unsere Meinung nach eher bescheidene Forderung. Uns ist klar, dass das ein langer Weg wird, aber wir sind hartnäckig.
Immerhin verspricht der OB zu prüfen, ob dem Sport eine Planungssicherheit gegeben werden kann, die in der Kultur beispielsweise durch die Intendantenverträge gang und gäbe sind.
Milner: Das ist eine der PSB-Forderungen. Grund ist offenbar die kurzfristige rückwirkende Rücknahme der städtischen Sportförderung im letzten Jahr. Alle Vereine hatten natürlich damit gerechnet, dass die städtischen Zuschüsse wie im Jahr 2010 gezahlt würden, ehe dann im letzten Dezember mitgeteilt wurde, dass die Gelder erheblich gekürzt würden. Das war das Jahr schon fast um, und ganz viele Vereine standen plötzlich mit einem Loch in ihrem Finanzetat da. Jetzt hat die Stadt zugegeben, dass das ein Fehler war, und Hilfen angekündigt. Wir müssen abwarten, wie diese Hilfe umgesetzt wird. Grundsätzlich ist sicher positiv zu bewerten, dass die Stadt Fehler zugibt – das ist ja keine Selbstverständlichkeit.
Der OB hat angekündigt, den Ausbau von Kunstrasenplätzen weiter zu fördern und in die Sanierung von Sportstätten zu investieren.
Milner: Das ist auch dringend notwendig. Man muss sich nur den bombastischen Sanierungsstau vor Augen halten, der in den Bonner Sporthallen besteht. Das fällt allerdings fast mehr in den Schul- als in den Sportetat. Aber wie dem auch sei: Die PSB wird noch lange nicht Ruhe geben, aber die Vereine haben ja auch lange geschlafen.
Sie hatten eine Demonstration Bonner Sportler angekündigt. Ist das jetzt hinfällig?
Milner: Nein, ganz und gar nicht. Die Demo wird stattfinden. Wir werden uns am Samstag, dem 3. November, versammeln. Der Fußballkreis Bonn wird für diesen Tag seinen Spieltag absetzen, damit wir eindrucksvoll für die Interessen des Bonner Sports auf die Straße gehen können. Wir brauchen ein grundsätzliches Umdenken in der Politik, die anerkennen muss, wie wichtig der Sport mit seinen Vereinen und seinem ehrenamtlichen Engagement für eine Stadt ist.
Die PSB ist mit ihrer Forderung, auf Kosten der Kultur die Sportförderung zu erhöhen, zum roten Tuch für alle Bonner Kulturschaffenden geworden. Wie steht Sie eigentlich zum Neubau eines Beethoven-Festspielhauses?
Milner: Noch einmal: Wir sind nicht gegen Kultur und deren Förderung. Wir sagen nur, dass in Bonn die Zuschüsse an die Hochkultur wie Theater, Oper, Beethovenorchester oder Kunstmuseum ein Ausmaß angenommen haben, unter dem alle anderen Bereiche wie Sport, Schule, Büchereien, freie Kultur oder soziale Angebote leiden. Auf diese Ungleichbehandlung, die für eine Stadt wie Bonn schädlich ist, haben wir hingewiesen. Konkret zum Festspielhaus: Wir sind dafür, weil Beethoven für Bonn gut ist. Allerdings nur dann, wenn ein anderes Haus zumacht – denn nur dann rechnet es sich für die Stadt. Das geben ja auch intern viele Kulturschaffende zu. Ansonsten haben wir ein weiteres Leuchtturmprojekt, dessen Folgekosten alleine die Stadt zu tragen hat. Und ein WCCB reicht.