Sommerinterview (1): BTHV’er als Kameramann in der Ukraine

Thorsten Höfle ist seit 37 Jahren Mitglied im BTHV und hat vorwiegend Hockey, aber auch Tennis gespielt. Besser bekannt als Toschi war er besser bekannt als Trainer der Weiblichen Jugend, 2. Damen, aber vor allem der damals neben den Chaoten und Munteren Müttern 3. Hobbymannschaft, alles Studentinnen der Uni Bonn. Zwischendurch auf Abwegen hat er auch mal mit Jörn Hillekamp die Knaben D trainiert. Das sollte unbedingt erwähnt werden, damit kein falscher Eindruck entsteht. Aktuell ist er noch Mitglied der Bonneproppen. Beruflich ist er Kameramann bei CBS News, einer der drei großen US-Fernsehsender.

Foto: Toschi bei der WM in Frankreich 22 mit Megan Rapinoe

Frage: Wir erwischen Dich gerade in Dnirpo, der viertgrößten Stadt der Ukraine. Heute früh konnte man auf CNN lesen, dass die Stadt gestern angegriffen wurde. Wie geht es Dir??

Antwort: Hier in der Ukraine ist ständig Luftalarm, am Anfang hat einen das schon noch sehr nervös gemacht, jetzt ist es Alltag. In Dnipro konnten wir sogar vom Fenster aus sehen,  wie das Abwehrsystem die Raketen zum Glück erfolgreich abgewehrt hat. Vor ein paar Tagen jedoch in einem Ort näher an der Front flog eine Rakete über unser Hotel und explodierte ca 1km weiter in einem Feld. 2 Tage später haben wir dann erfahren, dass unser Hotel wohl das Ziel war, da sich da auch Polizisten und Armee aufhielt.

Damit muss man leben. Da ich so etwas schon seit über 25 Jahre mache,  kenne ich solche Situationen und kann damit gut umgehen.

Frage: Wo seid ihr unterwegs, wie sieht so ein Team aus, wie schützt ihr euch? 

Antwort: Wir sind meistens im Osten und Süden unterwegs, also in der Nähe der Front. Dann aber auch oft in größeren Städten wie Kiev, Dnipro, Odessa, Mykolayiv, Kharkiv. Unser Team besteht aus einem Korrespondenten/in, einem Producer, 1-2 Security und 2 Fahrern. Unterwegs sind wir mit 2 gepanzerten Fahrzeugen und einem weiteren Van für das ganze extra Gepäck.

Frage: Du arbeitest seit fast 30 Jahren in der Kriegsberichterstattung. Warum und  wo ist die Motivation – ist ja gefährlich? Was macht das mit einem?

Antwort: Die Welt muss informiert werden, dafür muss man auch dahin gehen, wo es ungemütlich ist. Als Journalisten ist es auch unsere Aufgabe in Kriegs-  und Krisengebiete zu reisen. Diese Arbeit ist für mich nach wie vor sehr wichtig und sicher auch eine Motivation in solche Gebiete zu reisen.

Das Elend dieser Welt zu sehen, die Brutalität von Kriegen, natürlich verändert das einen.  ich denke, da muss jeder selber für sich mit klar kommen und einen Weg finden, m damit umzugehen. Ein Arzt, der jeden Tag Patienten verliert,  muss damit ja auch irgendwie klar kommen, was natürlich nicht immer einfach ist.

Frage: Was ist für dich anders über den Krieg in der Ukraine zu berichten z.B. Irak oder Afghanistan?

Antwort: Vermutlich einfach die Tatsache, dass es einfach nicht zu verstehen ist,  wieso, weshalb und warum. Die Menschen in der Ukraine sind wundervoll und hatten nie irgendeine böse Intention. Dann immer wieder unschuldige Menschen zu filmen, deren zu Hause bombardiert wurde, die Ihre Liebsten verloren haben, zerbombte Dörfer in Gebieten, wo sich kein Militär aufhielt, ist einfach nicht zu begreifen. Und das passiert hier jeden Tag.

Frage: Abschließend vielleicht was ganz anderes und nicht so Wichtiges: wenn Du auf Deine Zeit im BTHV zurückblickst, auch als Spieler der 1. Herren, Dein Fazit…??

Antwort: War ne geile Zeit, vom Fussball geswitched mit 10, dann ca 10 Jahre ambitioniert mit den 1.Herren, starke Reisen nach Hamburg, mehr Spass fokussiert mit den 2/3/4 Herren, die Mutter meiner Tochter kennengelernt, viele lange Nächte, bis heute andauernde enge Freundschaften, und hätte der Rücken nicht irgendwann Probleme bereitet,  würde ich sicher auch jetzt noch aktiv sein.

KaMi

 

 

 

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