Sechs Jahre war Frank Rosbund Vorsitzender des zweitgrößten Vereins in Bonn. Es waren intensive, aufregende und schwierige Jahre. Daher zum Abschluss ein Fazit als Interview.
F: Als Du 2019 Vorsitzender im BTHV wurdest, war die Überraschung groß: man kannte Dich und Du den BTHV nicht. Kann gut gehen – muss aber nicht. Was hat Dich bewogen, den ja doch sehr zeitintensiven Job zu übernehmen??
Die Aussicht auf ein interessantes Ehrenamt. Ich konnte damals noch annehmen, dass der attraktive Leitsatz des BTHV „füreinander-miteinander“ ernst gemeint war. Wie in jeder Gemeinschaft gab es ein Für- aber auch Gegeneinander. Beispielsweise die schwierige Diskussion über die sogenannte Querfinanzierung verhinderte die von mir gewünschte Modernisierung und Professionalisierung der TrainerInnenentwicklung und führte zu einem schmerzhaften Weggang zweier lieb gewordener Vorstandsmitgliederinnen, die sich engagiert für diesen Prozess eingesetzt hatten.
F: Was war dann für Dich zuerst positiv, überraschend und nicht so toll??
Drei unterschiedliche Sportarten, die ich so eher im anglophilen Sprachraum verorten würde, versprachen die Herausforderung (gerade nach dem Abgang von Norbert Veith), gegensätzliche Ansprüche zu moderieren. Überraschend dann für mich die wechselnden Koalitionen im Vorstand zur Durchsetzung abteilungsorientierter Interessen.
F: Es waren ja auch herausfordernde Zeiten – vor allem Corona. Es herrschte der Eindruck: der BTHV hat das insgesamt gut bewältigt. Oder täuscht der Eindruck??
Nein, der Eindruck täuscht nicht. Niemand hatte Erfahrung mit den Maßnahmen, die zu treffen waren, den ordnungsbehördlichen Vorgaben. Wir haben den Laden zu einem frühen Zeitpunkt dicht gemacht, und das nicht nur zur Freude unserer Mitglieder. Einnahmen brachen dadurch weg und das Clubleben versiegte. Dank des großen Engagements unserer sportlichen Vorstände und der TrainerInnen gab es intensiven Kontakt und digitale Trainingspläne. Beides half das “miteinander“ zu erhalten. Nicht zuletzt hat die Coronahilfe zumindest finanzielle Einbußen verhindert und den Club vor Schaden bewahrt.
Nach Corona kam der Krieg und anschwellende Energiekosten, die dem Verein ohne die Energiehilfe arg zugesetzt hätten. Auch galt es Neuland zu betreten. Neue Energieverträge und Drosselung des internen Verbrauchs waren zwei wichtige Maßnahmen. Alle Verbrauche wurden erfasst und neu bewertet, so dass wir jetzt eine guten Überblick über alle Strom- und Gaskonsumenten einschließlich der Gastronomie im BTHV haben, umso gezielt Sparpotenziale ausschöpfen zu können.
F: Es wurden ja viele Projekte umgesetzt, was immer schnell vergessen wird. Vielleicht einfach aus Deiner Sicht die ‘Höhepunkte’.
Neben den großen sportlichen Veranstaltungen, zweimal Final 4 und ATP, zählte der Bau der Traglufthalle, der uns noch vom alten Vorstand als Erblast aufgebürdet war und die Erneuerung des Kunstrasens zu den kosten- aber auch arbeitsintensivsten Maßnahmen. Ohne die ehrenamtliche Arbeit unseres Anlagenvorstandes, von Beruf Diplomingenieur, und vieler anderer, wären beide Maßnahmen finanziell mit einer schweren Last gestartet. Unabhängig davon, dass die Bauphase der Traglufthalle durch baurechtliche Vorgaben immer wieder ins Stocken kam, wurde die Nutzung der Halle und vor allem ihr freiwilliger Auf-und Abbau von den Mitgliedern vorerst nicht in der kalkulierten Weise wahrgenommen. An der Realisierung des Kunstrasens auf dem Kleinspielfeld im Wasserland arbeitet der Vorstand seit 2022.
F: Was auffällig war – die große Fluktuation im Vorstand. Ist da was schiefgelaufen oder ein normaler Prozess??
Einerseits ein „natürlicher „Prozess, gerade unter dem Eindruck schwieriger Zeiten, die viel zeitliches und persönliches Engagement erforderten. Anderseits aber auch geschuldet einem Geburtsfehler bei der Aufnahme der Rugbyabteilung 2015 in den BTHV, der immer wieder zu schwierigen Diskussionen im Vorstand geführt hat.
F: Sechs Jahre sind ja sehr lange und sicher mit allem Drum und Dran nicht gesundheitsförderlich. Oder sehe ich das falsch??
Eine gesunde Resilienz für die Aufgabe mitzubringen, schadet nicht. Um einer gesundheitlichen Gefahr zu begegnen, sollte ein/e Bewerber/in schon Leitungs- und vor allem Führungsqualitäten mitbringen. Letztlich auch über eine gesunde Durchsetzungskraft verfügen, die die persönlichen Vorstellungen einzelner Mitglieder relativiert. Bei allen Entscheidungen und ihrer Umsetzung geht ja immer um das Wohl des Gesamtvereins und nicht um die Interessen einzelner Mitglieder.
Dein Fazit nach 6 Jahren im Rückblick?? Bist Du insgesamt zufrieden oder fällt er gemischt aus??
Lenke ich meinen Blick auf all das Erreichte, gewinnt eindeutig die Habenseite. Widerstände gilt es zu überwinden mit dem Blick auf das höhere Ziel. Ich denke, das ist in vielen Projekten und Maßnahmen gelungen. Vor allem steht der Verein nach 6 Jahren wieder auf soliden finanziellen Beinen und blickt gerade, was die notwendigen energetischen und baulichen Maßnahmen angeht, hoffnungsvoll in die Zukunft.
F: So ganz hörst Du nicht auf – Du bist ja in den Beirat gewählt. Mit Jochen Pax und Ingo La Roche sind da jetzt hochkompetente Personen – boomt dann der BTHV. Oder andersrum gefragt: auf welche Projekte können wir uns freuen??
Noch nicht gewählt, gerne bereit ihm beizutreten und meine Erfahrungen und Visionen in Realisierungsvorschläge münden zu lassen. Vorrangig sehe ich die energetische Sanierung des Clubhauses, die Sanierung der Innenräumlichkeiten, die Fertigstellung des Spielplatzes, sportlich den Erhalt der Klassen der Leistungsgruppen vor allem im Hockey und weiteren Erfolg in der Förderung des Tennisnachwuchses mit Aufbau eigener Kader.
F: Der Pachtvertrag mit Stadt endet ja 2032. Wie sieht es aus – müssen wir den BTHV dann schließen?? Das Gelände ist ja beliebt. Überhaupt: Du hast Dich ja auch wesentlich um die Kontakte zu Institutionen in Bonn gekümmert. Deine Erfahrungen und wann kommt endlich der Kunstrasen im Wasserland, auf dem ja auch Hockey gespielt werden soll??
Ja, das stimmt. Liegenschaftsamt, Sportamt, Stadt Bonn, SWB, Bonn Netz, SSB und LSB, BAFA, KfW, benachbarte Vereine uvm. waren immer konstruktive AnsprechpartnerInnen. Eine der letzten von mir initiierten Maßnahmen war der Antrag auf Verlängerung der Erbbaupacht. Hier gilt es immer vorausschauend die Nutzungszeiten geförderter Projekte einzuhalten, Beispiel Teppichboden Tennishalle: 20 Jahre und last not least die Photovoltaik aufs Dach. Auch hier sind 20 Jahre die Mindestlaufzeit. In diesem Zusammenhang ist der Antrag auf Verlängerung gestellt und wird im Mai vom Finanzausschuss der Stadt Bonn (hoffentlich) um 40 Jahre bis 2072 verlängert.
Der städtische Kunstrasen auf dem Kleinspielfeld im Wasserland zu Nutzen von Fortuna und BTHV liegt planungsmäßig sozusagen fertig in der Schublade. Der Umweltausschuss der Stadt Bonn fordert allerdings wegen der Deponielasten auf dem Gelände ein weiteres Gutachten. Das wird gerade erstellt. Darüber hinaus sind sich Fußball und Hockey noch nicht abschließend einig über die Natur des Kunstrasens. Insgesamt gilt es da noch sich in Geduld zu üben.
F: Auf der MV wurde ja moniert, dass es zu wenig Frauen im Vorstand gibt. Du hast das dann abgebügelt – aus Deiner Sicht vielleicht berechtigt, weil Du da immer dafür warst. Tatsache ist aber: zu wenig Frauen im Vorstand. Und genauso schlimm, dass es ehrenamtlich eigentlich immer Frauen sind, die mehr oder weniger resigniert aufhören, wie die jüngste Vergangenheit gezeigt hat oder sich gerade zeigt. Das müsste doch selbst im Vorstand auffallen. Oder wird das nicht gesehen??
Natürlich wird das gesehen! Gerade die Ereignisse in den Jahren 22/23 im Tennis- und Rugbybereich mit den von dir erwähnten Folgen auf Vorstandsmitglieder machten die Aufgaben im Vorstand nicht wirklich attraktiv. Und – natürlich muss letztlich bei Interessierten für einen Vorstandsposten auch die Haltung stimmen, die eine vertrauliche und gedeihliche Zusammenarbeit im Vorstand garantiert. Beim jetzigen Vorstand trifft dieses ausnahmslos zu.
Wie bekannt, ist die Position des Anlagenvorstandes/-vorständin vakant. Eine reizvolle Aufgabe, die natürlich Fachkenntnis und großes Engagement fordert, aber durch den jetzigen kommissarischen Anlagenvorstands temporär eng begleitet werden kann. Hier könnte ich mir gut einen weiblichen Vorstand vorstellen. Allerdings weißt du auch, dass die Vakanz schon lange bekannt ist und auf der MV noch einmal ohne Resonanz ausgelobt wurde. Da wurde nur beklagt, dass zu wenig Frauen im Vorstand sind. Aber, die Hoffnung (auf Besetzung o.ä.) stirbt zuletzt.
An dieser Stelle: Vielen Dank an Frank – 6 Jahre Vorsitzender – Wahnsinn. Wir wünschen Dir auf jeden Fall alles alles Gute!!! Man sieht sich….:)
KaMi