Die 1. Damen starten am kommenden Wochenende in die Aufstiegsrunde und müssen beim Crefelder HTC antreten. Sie können ganz befreit aufspielen, denn weder ein Auf- noch ein Abstieg ist möglich.
Zum Saisonstart ein Interview mit Trainer Jan Henseler
Am Samstag startet ihr in die Aufstiegsrunde der 2. Bundesliga. Damit seid ihr das erste BTHV Team das überhaupt wieder spielen darf. Wie groß ist die Vorfreude?
Ich kann nicht verheimlichen, dass ich mich richtig freue. Die Bundesligaspiele sind am Ende einfach das, wofür man es macht. Wir wissen aber auch alle, dass es ein großes Privileg ist, in dieser aktuellen Situation spielen zu dürfen, wofür wir sehr dankbar sind.
Vor ziemlich genau 6 Monaten gab es das letzte Meisterschaftsspiel für euch. Die Hallensaison wurde komplett gestrichen. Wie sind die vergangenen Monate abgelaufen?
Wir hatten ab dem 3.November, also zwei Wochen nach unserem letzten Feldspiel, eine intensive, 4 wöchige Hallenvorbereitung mit Turnieren Bonn und Bietigheim geplant um gut vorbereitet in unsere dritte Erstligasaison zu starten. Es war schon alles sehr Ungewiss. Zwei Tage vor Trainingsauftakt kam zunächst eine Verschiebung nach hinten und eine Woche später die komplette Absage der Hallenrunde. Damit war ja dann auch klar: Vor April 2021 wird es kein Meisterschaftsspiel geben. Da fällst du als Leistungssportler aber auch als Trainer sofort in ein Loch, weil du es gewohnt bist, das nächste Spiel oder die nächste Saison direkt vor Augen zu haben. Zusätzlich kommt für uns hinzu, dass unsere Aufstiegsrunde zwar aus fünf Teams besteht und alle noch acht Spiele bestreiten, aber im Endeffekt ist mit Raffelberg der Aufsteiger schon so gut wie gekürt (Anm.d.Red.: 11 Punkte Vorsprung auf den Zweitplatzierten aus Bremen) und es geht tabellarisch um nahezu gar nichts mehr. Das nächste, für eine Tabelle entscheidende Spiel von uns, findet also im September 21´statt. Das lag zu dem Zeitpunkt 10 Monate in der Zukunft. Da musste man sich erst einmal sammeln und sortieren.
Das haben wir dann im Zeitraum bis Januar gemacht. Waren aber schon im Austausch. Ich hab mich mit Spielerinnen zum „walk&talk“ getroffen, die Athleten selber sich zu virtuellen Meetings und ab Dezember haben wir dann auch wieder, zumindest einmal die Woche zusammen online trainiert.
Ab Februar waren wir wieder auf dem Platz. Wir durften mehr, waren ja aber noch so weit vom ersten Spiel entfernt, dass wir im kontaktlosen Kleingruppentraining bis Anfang März geblieben sind. Seid 6 Wochen sind wir also wieder im normalen Training und schlängeln uns durch die Vorbereitung.
Also kann man schon sagen dass ihr eine „normale“ Vorbereitung hattet?
„Normal“ ist ja grad nichts. Natürlich ist einiges anders. Auch dass wir ein paar Trainingseinheiten wegen Schnee und gefrorenem Platz absagen mussten ist ungewöhnlich und da kann noch nicht einmal die Pandemie etwas dafür. Testspiele sind reihenweise ausgefallen, so dass wir im Endeffekt erst zweimal gespielt haben, was natürlich sehr wenig ist. Regelmäßig getestet zu werden ist wahrscheinlich schon die neue Normalität. Wir verzichten aber auch bewusst auf einige Dinge. So machen wir überhaupt keine Teambesprechungen oder große Videoanalysen, weil wir einfach den längeren Aufenthalt in Räumen meiden. Am schwersten fällt aber wohl der Verzicht auf das gemeinsame Teambuilding-Wochenende. Mit der ganzen Gruppe so 2-3 Tage ins Trainingslager oder auf ein Turnier zu fahren gibt immer so den letzten Kick für einen Saisonteil.
Was ist denn die Zielsetzung für die Aufstiegsrunde?
Sich mit den anderen vier besten Teams unserer Bundesliga zu messen ohne einen großen Ergebnisdruck zu haben ist eine wohl nie mehr wieder kehrende Situation. Wir wollen uns technisch und taktisch entwickeln, das steht sportlich im Vordergrund.
Es sind eher die Handlungsziele die im Fokus stehen. Natürlich will man auch trotzdem Spiele gewinnen, das steckt in uns drin, dennoch bieten diese Spiele auch Chancen die langfristig wertvoller sein können, als das was aktuell auf der Anzeigetafel steht. Da geht es um das ein oder andere taktische Element aber auch vor allem darum, jungen Spielerinnen Spielpraxis auf diesem Niveau zu geben. Dennoch möchte ich auch schon dass man sich Bundesliga Einsätze im Training und in den Spielen verdient.
Wie zuversichtlich bist du denn, dass die Saison auch tatsächlich sportlich zu Ende gebracht werden kann?
Das Hygienekonzept, die Vernunft und Disziplin der Mannschaften sowie die guten Erfahrungen aus der 1.Bundesliga, die bereits seit einem Monat wieder im Gange ist, stimmen mich grundsätzlich optimistisch. Die letzten 13-14 Monate haben mehrfach gezeigt wie schnell sich alles immer wieder ändern kann. Ich hoffe aber sehr, dass sich der Aufwand lohnt um allen Teams eine reibungslose Saison zu ermöglichen.
Auch Mannschaftsführerin Simca Schön gab ein Interview – in der Vorschau der Deutschen Hockey Zeitung auf die komnmende Saison. Das Interview erschien in der Ausgabe vom 13.4.
Wann hat Eure Mannschaft gemäß der örtlichen Infektionsschutzverordnung wieder den vollen Trainingsbetrieb aufnehmen können?
Wir haben zunächst mit Kleingruppentraining gestartet. Inzwischen trainieren wir mit dem gesamten Team. Lange Zeit haben wir das Athletiktraining online durchgeführt, welches nun aber direkt im Anschluss ans Training mit allen stattfindet. Langsam nähern wir uns also dem vollen Trainingsbetrieb. Noch sind wir aber nicht ganz da. Videobesprechungen oder ähnliches folgen hoffentlich bald.
Welche personellen Veränderungen im Kader und beim Staff gibt es bei Eurer Mannschaft im Vergleich zum Herbst 2020? (also Zugänge/Abgänge)
Zugänge: Clara Rößler (Club zur Vahr), Friederike Leier (Steglitzer TK), Serafina Pütz (RTHC Leverkusen), Jule Kuntze (eigene Jugend); Abgänge: Kira Schmitz, Jacinta Caspari (beide Pause) Kathleen Breede (Karriereende).
Wie lautet Eure sportliche Zielsetzung für den restlichen Saisonabschnitt?
Wir haben uns in die obere Poolrunde gespielt und können nun frei aufspielen. So können wir an vielen Dingen arbeiten und auch ausprobieren, die sonst nicht unbedingt möglich wären. Gerade für unsere jungen Spielerinnen ist dies eine super Möglichkeit, sich an das Tempo im Damenhockey zu gewöhnen. Da unsere 2. Damen nicht spielen dürfen, haben sie nun dennoch die Chance, Spielzeit zu bekommen.
Welchem Team Eurer Gruppe traut Ihr am ehesten den Aufstieg in die 1. Bundesliga 2021/22 zu?
Wir trauen sowohl Bremen als auch Raffelberg den Aufstieg zu, wobei Raffelberg sich schon einen klaren Vorteil verschafft hat.
Wie groß ist Eure Zuversicht, dass die laufende Feldsaison angesichts der Pandemieentwicklung auch tatsächlich sportlich zu Ende gebracht werden kann? (und warum?)
Die Meinungen gehen da auch innerhalb des Teams weit auseinander und ändern sich von Woche zu Woche. Es ist letztlich stark von der Pandemieentwicklung abhängig, und zu spekulieren lohnt sich aus unserer Sicht nicht. Wir freuen uns auf jedes Training und auf jedes Spiel, das stattfinden kann und darf. Dieses aktuelle Privileg nehmen wir sehr dankend an.